23. Februar 2024

Seit 25 Jahren gibt es sie bereits: die Jugendbegegnung zwischen SchülerInnen des Berufsschulzentrums am Westerberg in Osnabrück (BSZW) und der Zespół Szkół Zawodowych in Rawicz (ZSZ). 15 polnische Jugendliche nutzten die Gelegenheit, um sich in Osnabrück dem Thema „Industriekultur“ zu widmen, ein wenig „Fankultur“ zu schnuppern und ganz viel Austausch mit 15 deutschen GastgeberInnen aus der Fachoberschule des BSZW zu betreiben. 

Bereits im letzten Jahr besuchte eine Gruppe deutscher SchülerInnen der Fachoberschule am BSZW die ZSZ in Rawicz. Highlights des Austausches war der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers in Ausschwitz und der prunkvollen Stadt Krakau. Die GastgeberInnen des Besuches im September 2023 folgten gern der Einladung des BSZW und kamen in nahezu voller Stärke zum Gegenbesuch nach Osnabrück, der vom 05. bis 09.02.2024 gelegt wurde. Ein kleiner Reisebus brachte die Gäste zum BSZW, der Theaterraum der Schule wurde kurzerhand zum „Wohnzimmer“ umgestaltet, und mit tatkräftiger Unterstützung der Hausmeister und des Gastronomiebereiches stand der Jugendbegegnung nichts im Wege. Nach Ankunft der Gäste und einer Begrüßung durch den Schulleiter Herrn Ulf Zumbrägel machte sich die Gruppe von 30 SchülerInnen und sechs Begleitkräften auf, um im Schullandheim Hager Hof in Belm ein paar intensive Tage des Kennenlernens und Austauschens zu verbringen.

Das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) steht als Förderer des Austausches seit 25 Jahren eng an der Seite der beiden Schulen. Es hat sich als Ziel gesetzt „authentische Begegnung, das gemeinsame Erleben, Lernen und Handeln“ zu fördern, damit „Jugendliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdecken, Perspektiven wechseln, Fremdes und Eigenes respektieren und wertschätzen lernen“. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, führten wir im Hager Hof einen Workshop zum Thema „Stereotype“ durch, in dem sich mit klassischen Vorurteilen aber auch kulturbedingten Unterschieden auseinandergesetzt wurde. Tupperware und Gastfreundschaft waren dabei zentrale Begriffe, die neben zahlreichen anderen lustigen und ernsteren Themen besprochen werden konnten. Ergebnis dieses Workshops ist unter anderem ein Video, dass sich mit „Stereotypen“ auseinandersetzt und gemeinsam von deutschen und polnischen SchülerInnen umgesetzt wurde.

Das Programm beinhaltete aber auch einen Besuch im Stadion des VfL Osnabrück mit Blick hinter die Kulissen des Zweitligisten und ein gemeinsames Abendessen mit Kegelevent – oder „Bowling für Kinder“, wie es die polnischen Gäste augenzwinkernd bezeichneten.

Nach zwei Tagen im Hager Hof luden die GastgeberInnen ihre jeweiligen polnischen Gäste zu sich nach Hause ein. Ein besonderer Dank gilt hier den Gastfamilien, die für eine herzliche Aufnahme sorgten! Das Leben in einer Familie, deren Sprache man nicht spricht und deren Regeln man nicht kennt, stellt jeden jungen Menschen vor spannende Herausforderungen, die dem Austausch seinen besonderen Charakter gaben.

Programmseitig konnten die Jugendlichen und ihre Begleitungen das Thema „Industriekultur“ vertiefen. Dazu waren Führungen im Museum Industriekultur am Piesberg sowie dem Amazone-Werk in Hasbergen-Gaste organisiert. Osnabrück präsentierte sich so als ehemalige Bergwerkstadt, die heute im Agrar- und Metallbereich industrielles Know-How und Innovationspotential ausstrahlt. 

Dem besonderen Anlass von 25 Jahren Deutsch-Polnischer Jugendbegegnung zwischen Osnabrück und Rawicz entsprechend, wurde am Donnerstagabend mit einem Festakt im Theaterraum der Schule entsprochen. Als Redner konnten neben dem Schulleiter Herrn Ulf Zumbrägel auch Frau Christel Mysliworski von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Region Osnabrück e.V. und die Initiatoren des Austausches, Frau Malgorzata Kedzia aus Rawicz sowie Peter Eppken und Norbert Kwasni gewonnen werden. Die kurzweilige und emotionale Veranstaltung wurde durch Video- und Fotobeiträge aktueller und vergangener Austausche aufgelockert. Ein besonderer Höhepunkt war der durch die deutsch-polnische Gruppe vorgeführte „Belgische Tanz“, der rasant dem „Austausch“ durch den ständigen Wechsel der TanzpartnerInnen eine besondere Note gab.

Mit viel Applaus, zahlreichen Geschenken und warmen Worten – und dem ein oder anderen Tränchen - verabschiedeten sich die beiden Gruppen am Freitag nach einem Unterrichtsbesuch wieder voneinander. Tupperboxen mit Lunchpaketen wurden von den polnischen Gästen gepackt und die deutsche Gastfreundschaft mit der polnischen verglichen: Der vom DPJW geforderte „Perspektivwechsel“ scheint demnach erfolgt zu sein! Das Fazit aller Beteiligten war klar: Die Woche hat alle Teilnehmenden näher zusammengebracht – eine Wiederholung des Austausches ist auch nach 25 Jahren Partnerschaft gewünscht und gewollt und zeigt deutlich, wie positiv die deutsch-polnische Freundschaft zwischen den Schulen gelebt und gefeiert wird!

Autoren: Kathrin Voß, Sebastian Latte